Regelmäßigkeiten für mehr Ruhe
Von Natur aus bin ich ein sehr begeisterungsfähiger und impulsiver Mensch. Und ich liebe es, nur leider fühlt es sich manchmal an wie Segen und Fluch zugleich. Denn wenn ich begeistert bin, dann fällt es mir schwer, auf meine Kraftreserven zu achten. Und so beschäftigt mich seit Jahren immer mal wieder das Thema Ruhe und Gottes Sicht dazu.
Und gefühlt in keinem anderen Bereich struggle ich so wie in diesem. Denn die Worte Jesu scheinen doch sehr einfach:
Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben.“
Matthäus 11:28 ELBBK
und
„Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen;“
Matthäus 11:29 ELBBK
Einfach die Last an Jesus abgeben und dann erfährt man Ruhe. Oder das Joch Jesus übernehmen und schwups: Ruhe. Aber was im ersten Moment so einfach wirkt, ist in der Umsetzung weniger leicht. Also woran liegt es? Wieso wird die Verheißung der Ruhe in meinen Leben keine Realität? Und lass mich an dieser Stelle mal kurz spoilern: Die Worte Jesu sind nicht das Problem (Lies dazu gerne mal: Jesaja 55,10-11).
Die Ruhe Jesu ist von mehreren Faktoren abhängig: Glaube, Gnade, Frieden und Nähe. Und diese Elemente bedingen sich alle gegenseitig. Du kannst dir diese Faktoren wie kleine Podeste vorstellen, auf denen eine Platte liegt, die dich oder vielmehr dein Leben trägt. Und wenn ein Teil aus irgendeinem Grund nicht auf selber Höhe wie die anderen ist, dann entsteht ein Ungleichgewicht und wir geraten aus der Ruhe.
Aber bevor wir uns die einzigen Faktoren angucken, die unsere Ruhe bedingen, würde ich gerne den Zusammenhang von Regelmäßigkeiten und Ruhe aufzeigen.
Wenn wir uns die Erde anschauen, dann sehen wir, dass es bestimmte Zyklen oder Abläufe gibt, die immer wieder geschehen und einen Sinn haben. Das beste Beispiel hierfür sind die Jahreszeiten. Ich finde es sehr fasziniert, dass in der Natur scheinbar alles automatisiert abläuft. Während im Winter alles brach liegt, sieht man plötzlich im Frühjahr all das, was verborgen war, sich an die Oberfläche zu kämpfen. Anschließend folgt der Sommer, in dem das alles wächst, um Ende des Sommers und am Anfang des Herbstes geerntet zu werden. Und dann, wenn die Ernte vorüber ist, scheint alles zu sterben, um im Winter wieder brach zu liegen. Auch für uns hat Gott zwei regelmäßige Abläufe geschaffen. Ich habe allerdings das Gefühl, dass wir ein wenig verlernt haben, diesen Regelmäßigkeiten zu folgen. Oder etwas provokativer ausgedrückt: Wir haben verlernt, uns diesem Kreislauf zu unterwerfen. Und dabei hat Gott es uns ziemlich einfach gemacht. Es gibt zwar noch mehrere Zyklen, die Gott für uns Menschen geschaffen hat, allerdings möchte ich hier an dieser Stelle nur auf zwei eingehen, die wirklich einen enormen Einfluss auf ein Leben in der Ruhe Gottes haben. Der erste Rhythmus ist der Tag-Nacht-Rhythmus. Der gesamte Tag wurde von Gott in 24 Stunden eingeteilt. Ein Teil Aktivität und ein Teil Schlaf, also Ruhe. Und Gott hat unseren Organismus so erschaffen, dass er völlig automatisch abläuft. Allerdings können wir uns auch dazu entscheiden, die Anzeichen unseres Körpers zu ignorieren. Aber irgendwann kommt der Punkt, wenn wir uns gegen den Schlaf wehren, dass unser Körper zu mehr Maßnahmen greift, um den benötigten Schlaf zu bekommen. Und da spielen die Umstände eine untergeordnete Rolle. So habe ich es tatsächlich einmal hinbekommen, mich auf eine Box in einer Disco zu setzen und einzuschlafen. Die Umstände, also Menschen, dröhnende Technobeats waren vollkommen egal, mein Körper holte sich das, was er benötigte. Denn ohne die Zeit des Schlafes kann unser Körper nicht regenerieren, um wieder voll einsatzfähig zu sein. Und aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, lass es nicht darauf ankommen, dass dein Körper dich zwingt zu schlafen, denn diese Art Schlaf ist nur eine Notlösung, die aber nicht die Kraft hat, dich völlig zu regenerieren.
Daher hier mein erster Tipp für mehr Ruhe in deinem Leben:
Unterwerfe dich dem gottgegebenen Tag-Nacht-Rhythmus und gönne deinem Körper ausreichend und regelmäßig Schlaf.
Der zweite Rhythmus ist der einer Woche: 6 Arbeitstage, ein Tag Sabbat.
„Sechs Tage lang soll man arbeiten, aber am siebten Tag ist ein Sabbat der Ruhe, eine heilige Versammlung; da sollt ihr kein Werk tun; denn es ist der Sabbat des Herrn, in allen euren Wohnorten.“
3. Mose 23:3 SCH2000
Ist dir an dem Vers aufgefallen, dass es ein Tag einer heiligen Versammlung ist? In den meisten Fällen geht einer Versammlung eine Einladung voraus. Daher mag ich es wie die Amplified Bible den Text übersetz:
„Six days shall work be done, but the seventh day is the Sabbath of rest, a holy convocation or assembly by summons. You shall do no work on that day; it is the Sabbath of the Lord in all your dwellings.“
Leviticus 23:3 AMPC
Der Sabbat ist eine Einladung Gottes, ihm zu begegnen. Und im Vergleich zu unserem Körper, der irgendwann die Notbremse zieht und dich in unmöglichen Situationen einschlafen lässt, ist dieser Extratag eine Einladung und du musst aktiv handeln. Nimmst du die Einladung an oder nicht? Falls du mir ein wenig ähnelst und eher zu den Machern gehörst, dann möchte ich dir von einem falschen Denken erzählen, dem ich jahrelang auf dem Leim gegangen bin. Ich hab nämlich gedacht, dass ich den Sabbat nicht brauche, da Gott allgegenwärtig ist und ich ihm deswegen täglich begegnen kann. Und wenn ich dem zweiten Teil der Aussage auch heute noch zustimme, so widerspreche ich dem Ersten. Denn in einem Leben als Nachfolger Jesu geht es in erster Linie um das „mit ihm sein“ und nicht um das „für ihn tun“. Denn du bist nicht errettet worden, weil Jesus ohne deine Hilfe nicht klarkommt, sondern weil er nicht ohne dich sein wollte. Er sehnt sich so sehr nach dir, dass er dir Woche für Woche ein Geschenk machen möchte. Und ich glaube, dass man den Sabbat mit einer Datenight mit seinem Partner vergleichen kann. In einer Ehe sieht man sich auch täglich und begegnet einander, aber damit die Beziehung langfristig funktioniert, braucht es mehr. Die regelmäßige Auszeit vom Alltag, indem man Zeit investiert und in Ruhe einander begegnet. Diese Zeit kreiert einen Raum, wo Dinge wie Wünsche, Träume und Bedürfnisse Platz haben, die im Alltag untergehen. Und aus diesem Zeit-Investment entsteht die Möglichkeit, das Leben zu verändern. Denn im Alltag reagieren wir häufig nur auf die Umstände, alles scheint wichtig und notwendig zu sein. Nur wenn wir die Pausetaste drücken, können wir uns über unsere Wünsche, Träume und Bedürfnisse klar werden. Nur so werden wir im Alltag in der Lage sein, gute Entscheidungen zu treffen, um von der Reaktion auf die Umstände in ein aktives Handeln, also das Agieren zu kommen.
Daher mein zweiter Tipp für mehr Ruhe in deinem Leben:
Nimm die Einladung Gottes an und gönne dir einen Tag Auszeit in seiner Gegenwart.
Und diese Einladung zum Sabbat, zu deiner Datenight mit Gott, mag gerade im stressigen Alltag widersprüchlich wirken, denn wie kann letztendlich weniger Zeit zu mehr Freiraum führen.
Aber ich glaube, dass genau das auch mit den eingangs genannten Versen gemeint ist.
Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben.“
Matthäus 11:28 ELBBK
Komm zu Jesus und er wird dir Ruhe geben. Diese Verheißung funktioniert nur dann, wenn du zu ihm gehst, also eine aktive Pause von deinen Umständen machst und du so lange in der Gegenwart verbringst, bis du Ruhe bekommst. Diese Ruhe mag sich durch innerliche Ruhe äußern oder du bekommst Ideen, wie du mit den Anforderungen besser umgehen kannst.
Und auch im zweiten Vers geht es um eine aktive Handlung deinerseits:
„Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und vonHerzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen;“
Matthäus 11:29 ELBBK
Im NT werden die religiösen Gesetze mit einem schweren Joch verglichen, wohingegen Jesus ein leichtes Joch verspricht. Sein Joch ist die gute Botschaft, das Evangelium: die Rettung aus Glauben durch Gnade.
Und hier schließt sich der Kreis und du kannst jetzt vermutlich schon ein wenig nachvollziehen, wieso ein Leben in der Ruhe Gottes von den Faktoren: Glaube, Gnade, Frieden und Nähe abhängig ist. Da diese Faktoren aber so essenziell sind, werden wir uns diese in der nächsten Zeit einzeln anschauen.
Ich wünsche Dir ganz viel Freude in der Umsetzung der beiden Tipps.
Sei gesegnet.
